Die «Little Big Five» vom Greifensee
Über die Hälfte aller Lebensräume der Schweiz sind bedroht und mehr als ein Drittel aller Arten gelten als stark gefährdet. Der Schutz und der Erhalt von verschiedenen Naturräumen sind wichtiger denn je.
Mit den «Little Big Five« vom Greifensee stellen wir Ihnen fünf Tiere vor, die hier bei uns in den Naturschutzgebieten leben: Hermelin, Haubentaucher, Laubfrosch, Kleiner Moorbläuling und Elritze.
Unsere «Little Big Five» mögen zwar nicht so gross sein, wie die berühmten «Big Five» in der Savanne Afrikas, aber bedeutsam sind sie allemal: Sie alle stehen für einen bestimmten Lebensraum, der rund um den See einer Vielzahl von seltenen oder bedrohten Arten als überlebenswichtiger Rückzugsort dient. Hier stellen wir Ihnen die fünf Tiere vor:
Das Hermelin ist so flink und scheu, dass man etwas Glück haben muss, um es zu erspähen. Am besten lässt es sich beobachten, wenn es im Winter mit weissem Fell auf schneefreien Wiesen rund um den Greifensee auf der Jagd nach seiner Lieblingsspeise – den Wühlmäusen – ist.
Mit der braunen Körperoberseite und der gelblich-weissen Unterseite ist es im Sommer nämlich perfekt an seine Deckung in Hecken, Asthaufen, Gräben und Altgrasstreifen angepasst.
Lebensraum: Die in der Schweiz geschützten Hermeline brauchen eine abwechslungsreiche und offene Landschaft mit Ast- und Steinhaufen als Aufzuchtsort, Wiesen und Weiden für die Jagd und dazwischen Strukturen wie Hecken, Gräben oder Altgrasstreifen zur Deckung. Diese vernetzten Kleinstrukturen sind auch für den selten gewordenen Feldhasen, die gefährdet Zauneidechse und viele weitere Tier- und Pflanzenarten wichtiger Lebensraum.
Haubentaucher sind charakteristische Wasservögel
unserer Schweizer Seen. Gut erkennbar sind die Tauchprofis an ihrer Haube, die sie während ihrem auffälligen Balztanz aufstellen. Sie machen bis zu 500 Tauchgänge pro Tag und tauchen dabei bis zu 40 Meter weit, um kleine Fische zu jagen.
Am Greifensee fühlen sich die eleganten Wasservögel wohl: Gut 50 Prozent aller Brutpaare des Kantons Zürich brüten bei uns.
Lebensraum: Die geschützten Uferzonen am Greifensee dürften dafür der Hauptgrund sein: Ein störungsfreier Schilfgürtel mit einer anschliessenden, ebenfalls störungsfreien, offenen Wasserfläche ist für Haubentaucher unabdingbar. Vom geschützten, störungsfreien Schilfgürtel am Greifensee profitieren unter anderem auch die seltenen Zwerg- und Rohrdommeln oder der Teichrohrsänger.
Der winzige Laubfrosch ist ein Tausendsassa: Trotz seiner geringen Grösse von lediglich 3 bis 5 cm, erreichen seine Rufe bisweilen die Lautstärke eines Lastwagens. Je nach Stimmung, Temperatur und Umgebung können sie ihre Farbe anpassen und bei ihren Wanderungen legen die Winzlinge in kurzer Zeit mehrere Kilometer zurück. Laubfrösche sind zudem Kletterkünstler und lieben das ausgiebige Sonnenbaden. Ein Hautsekret verhindert, dass sie dabei zu viel Wasser verlieren und austrocknen.
Lebensraum: Obwohl sie in der Schweiz auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen, ist ihre Population am Greifensee dank Schutz- und Fördermassnahmen stabil. Laubfrösche benötigen zum Laichen gut besonnte Flachwasserteiche. Ausserhalb der Fortpflanzungszeit leben sie an Land und klettern auf Büsche und Sträucher. Diese Lebensräume sind auch für die gefährdete Ringelnatter, die Erdkröte und viele weitere Tier- und Pflanzenarten zentral.
Der Kleine Moorbläuling ist ein Kuckuck in Schmetterlingsgestalt: Die Raupen imitieren ungefähr einen Monat nach dem Schlüpfen Geruch und Geräusche von Ameisenlarven. Sie werden darum von den Ameisen adoptiert, in ihr Nest getragen und gefüttert. Im nächsten Frühsommer verlassen sie das Ameisennest als Schmetterlinge. Die Flügeloberseiten der Männchen sind blau, die der Weibchen braun. Die Unterseite ist bei beiden braun mit den typischen schwarzen Punkten.
Lebensraum: Für die Eiablage und die erste Ernährung der Raupen (vor der Adoption durch Ameisen), ist der Kleine Moorbläuling zwingend auf Riedwiesen mit Lungen- oder Schwalbenwurz-Enzian angewiesen. Diese sehr selten gewordenen Enzianarten wiederum wachsen ausschliesslich auf mageren Riedwiesen, die jährlich aber erst ab September gemäht werden. Auch der vom Aussterben bedrohte Kiebitz ist auf mageren Riedwiesen zuhause.
Die Elritze ist ein geselliger, aber sehr selten gewordener Schwarmfisch. Sie sind zwingend auf sauberes, kühles Wasser angewiesen. Die kleinen Fische reagieren so empfindlich auf Gewässerverschmutzung, dass sie teilweise zur Überwachung der Wasserqualität eingesetzt werden. Elritzen erkennen einander über ihren gut ausgeprägten Geruchssinn. Droht Gefahr, geben sie piepsende und knackende Warngeräusche von sich. Wenn sie nicht fliehen können, lassen sie sich bewegungslos zum Grund sinken.
Lebensraum: Elrizten können bei guter Wasserqualität auch in Stillgewässern leben, sind aber am häufigsten in Fliessgewässern anzutreffen. Für die Eiablage brauchen sie Kiesbänke, für die Deckung Totholz, Steine oder Wasserpflanzen. In Zuflüssen des Greifensees wurden kürzlich nach langer Zeit wieder Elritzen beobachtet. Von guter Wasserqualität und strukturierten Unterwasserlebensräumen profitieren auch viele andere Fisch- und Muschelarten.