«Little Big Five» vom Greifensee – laute Töne beim kleinen Laubfrosch
von Sandra Julius
Eines unserer kleinsten «Little Big Five»-Tiere ist im Moment kaum zu überhören. Die winzigen Laubfroschmännchen rufen spät abends, wenn die Dämmerung schon fast in Dunkelheit übergeht bis ungefähr um Mitternacht lauthals nach paarungswilligen Weibchen.
Unser «Little Big Five»-Tier, das wir euch heute vorstellen, ist klein aber oho! Bis zu 90 Dezibel kann der Ruf eines Laubfrosches erreichen. Das entspricht ungefähr der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lastwagens. Nur ist der Laubfrosch im Gegensatz zu einem Lastwagen winzig: Er misst lediglich drei bis fünf Zentimeter. Das hält den knallgrünen Winzling jedoch keineswegs davon ab, voller Inbrunst und lautstark nach Weibchen zu rufen. Je mehr andere Männchen sich bei ihm im Teich befinden, umso lauter werden seine Rufe.
Im Mai sind die Fortpflanzungsrufe der Laubfrösche besonders häufig zu hören, jetzt ist der Höhepunkt ihrer Paarungszeit, die von April bis Juni dauert. Wer die lauten Rufe hören möchte, muss sich allerdings etwas gedulden. Erst in der späten Dämmerung dafür ungefähr bis um Mitternacht quaken die kleinen Frösche um die Wette. Sind die Rufe erfolgreich, legt das Weibchen nach der Paarung haselnussgrosse Laichklumpen à 30 bis 50 Eier ab. Daraus schlüpfen nach ein bis zwei Wochen gold-grünlich schimmernde Larven, die fast ebenso gross sind wie die ausgewachsenen Frösche.
Bei der Auswahl der Laichgewässer sind Laubfrösche sehr spezifisch: die Teiche ihrer Wahl müssen gut besonnt, höchstens einen Meter tief und fischfrei sein. Am liebsten sind ihnen Teiche und Tümpel, die im Herbst und Winter austrocknen. Auch geflutete Feuchtwiesen oder Überschwemmungszonen von Seen werden von der Pionierart rasch besiedelt, zumindest während der Nacht. Tagsüber klettert der Laubfrosch auf gewässernahe Gebüsche und Hecken, wohin er sich auch nach der Paarung den Sommer über zurückzieht und seiner Lieblingsbeschäftigung dem Sonnenbaden nachgeht.
Leider ist der Lebensraum des Laubfrosches stark bedroht. Einerseits sind wechselfeuchte Teiche und periodisch überschwemmte Gebiete durch die Begradigung von Fliessgewässern und die Entwässerung der Feuchtwiesen während des letzten Jahrhunderts selten geworden. Andererseits mussten viele Hecken, Hochstaudenflure und Gehölze, auf die der Laubfrosch ebenfalls angewiesen ist, der intensiven Landwirtschaft weichen.
Am Greifensee haben sich die grünen Winzlinge dank Schutzmassnahmen wieder angesiedelt und ihre Population ist bei uns stabil. Ein Glück, denn vom Lebensraum des Laubfrosches mit wechselfeuchten Flachwasserteichen und kleinstrukturierten Landschaften mit Büschen, Hecken und Gehölzen, profitieren noch viele weitere seltene und bedrohte Arten wie zum Beispiel die Ringelnatter oder die Erdkröte.
Natürlich wollen wir euch die beeindruckenden Rufe der stimmgewaltigen Laubfroschmännchen nicht vorenthalten. Das Audio unten wurde erst vor ein paar Tagen in der Nähe der Naturstation Silberweide aufgenommen. Viel Vergnügen beim Lauschen und wer weiss, vielleicht begeben Sie sich ja demnächst auf einen spätabendlichen Spaziergang an den Greifensee und hören das sehnsüchtige Quaken selber.