«Little Big Five» vom Greifensee – Botschafter für Artenvielfalt rund um den See

von Sandra Julius

Am Greifensee können mit etwas Glück viele verschiedene Tiere und Pflanzen beobachtet werden – das ist keine Selbstverständlichkeit. Für eine Vielzahl von Arten wird der Platz auf unserer Welt immer enger, auch in der Schweiz. Unsere «Little Big Five» vom Greifensee zeigen als Botschafter für ihre jeweiligen Lebensräume, wie wichtig der Schutz dieser Gebiete ist.

Natürliche Lebensräume und mit ihnen viele Arten schwinden weltweit mit grosser Geschwindigkeit, auch in der Schweiz. Laut einer Studie des Bundesamtes für Umwelt von 2023 sind in der Schweiz über 50 Prozent aller Lebensräume bedroht und mehr als ein Drittel aller Arten stark gefährdet.

Besonders deutlich wird das bei den für den Greifensee charakteristischen Moorlandschaften und Feuchtwiesen: In den letzten 100 Jahren wurden 90 Prozent der Moore und Feuchtgebiete trockengelegt. Ohne passende Lebensräume schwinden auch die Arten. So gelten in der Schweiz zwei Drittel der einheimischen Insekten und Vögel als gefährdet oder potentiell gefährdet, bei den Fischen sind es sogar 80 Prozent.

Naturschutzgebiet Greifensee – Heimat für die «Little Big Five» und viele weitere seltene Arten
Naturschutzgebiete sind ein wichtiger Rückzugsort für Tiere und Pflanzen. Geschützte Flächen und gezielte Fördermassnahmen ermöglichen den Fortbestand vieler in der Schweiz heimischer Arten. Der Greifensee, das grösste Naturschutzgebiet des Kantons Zürich und Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung, spielt dabei eine wichtige Rolle. Er beheimatet den Kleinen Moorbläuling, den Haubentaucher, die Elritze, den Laubfrosch und das Hermelin – unsere «Little Big Five» – und mit ihnen viele weitere seltene Tier- und Pflanzenarten:

  • In den Riedwiesen lebt der Kleine Moorbläuling. Wo er anzutreffen ist, kommt auch der seltene Lungen-Enzian vor. Ebenfalls sind die seltene Sibirische Schwertlilie und der fleischfressende Sonnentau hier zu finden. Auch der vom Aussterben bedrohte Kiebitz ist auf diesen Lebensraum angewiesen. Für eine erfolgreiche Brut wäre der Kiebitz auf offene, wenig bewachsene Feuchtflächen angewiesen, in denen er während der Brutzeit keinerlei Störung ausgesetzt ist.

  • Im geschützten Schilfgürtel brüten dafür über 50 Prozent aller Haubentaucher-Brutpaare des Kantons Zürich ebenso wie die äusserst seltenen Zwergdommeln, der Teichrohrsänger und viele weitere spezialisierte Arten.

  • Nach der Renaturierung eines Zuflusses des Greifensees konnte dort unlängst die rar gewordene Elritze wieder nachgewiesen werden. Elritzen kommen nur in sehr sauberen, strukturreichen Unterwasserlebensräumen vor, eine Voraussetzung, die auch das Fortbestehen vieler weiterer Fisch- und Muschelarten sichert.

  • Auch vernetzte und abwechslungsreiche Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen, offene Flächen, Totholz, Hecken und Altgrasstreifen sind wichtiger Lebensraum. Das quirlige Hermelin ist zwingend darauf angewiesen, ebenso wie Glühwürmchen, Zauneidechsen und Feldhasen.

  • Vernetzte Kleinstrukturen benötigen auch viele Amphibien und Reptilien. In den zahlreichen, offen gehaltenen Flachwasserteichen rund um den Greifensee leben die winzigen aber sehr lauten Laubfrösche, zudem auch Ringelnattern, Erdkröten und die seltenen Gelbbauchunken.

Am Greifensee werden diese diversen Lebensräume dank der Verordnung zum Schutz des Greifensees seit langem gepflegt, erweitert und erhalten. Gleichzeitig ist die Region dynamischen Entwicklungen unterworfen und steht unter mehrfachem Druck: Verdichtungen im Siedlungsgebiet, zunehmende Ansprüche von Erholungssuchenden und Strukturveränderungen in der Landwirtschaft.

Indem Sie sich an die geltenden Regeln halten, die Schutzzonen nicht betreten oder befahren und ihre Hunde an die Leine nehmen, tragen Sie entscheidend dazu bei, dass der Greifensee auch in Zukunft ein sicherer Zufluchtsort für unsere «Little Big Five» und viele weitere bedrohte Arten bleibt.

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