Die Flachmoore am Greifensee, unsere Klimaschützer
von Sandra Julius
Der Klimawandel ist für alle spürbar geworden. Erst letzte Woche noch schwitzten wir in Uster bei, für Ende August, rekordverdächtigen 34 Grad. Intakte oder renaturierte Moore, wie auch die Flachmoore rund um den Greifensee, speichern CO2 im Boden. Sie leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels. Damit sie dies auch unter weiter steigenden Temperaturen und mit weniger Niederschlag in den nächsten Jahrzehnten tun können, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein.
Moore erfüllen wichtige Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen: Sie können mit ihrer «Schwammwirkung» Hochwasserspitzen brechen, geben bei Trockenheit Feuchtigkeit an umliegende Landschaften ab und entziehen dem durchfliessenden Wasser Schadstoffe. Ebenso haben sie eine ausgleichende Wirkung auf das Umgebungsklima und dienen den Menschen als Erholungsgebiete.
Moore – bedeutende CO2 -Speicher
Und nicht zuletzt speichern sie grosse Mengen an CO2, womit sie massgeblich zu einer Verlangsamung des Klimawandels beitragen. Denn im nassen Moorboden gibt es kaum Sauerstoff. Abgestorbene Pflanzen und das von ihnen aufgenommene CO2 werden in einem Moorboden also nicht wie sonst von Mikroorganismen vollständig zersetzt, sondern aus den kohlenstoffreichen Pflanzenresten bildet sich Torf. Solange das Moor nass ist, speichert es darum grosse Mengen an CO2. Moore bedecken heute nur noch rund 3 Prozent der Landfläche weltweit, Wälder 27 Prozent. Dennoch speichern Moore doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder. Werden sie aber trockengelegt, entweicht das CO2 und Moore werden von einem Kohlenstoffspeicher zu einem Kohlenstoffherd.
Moore und Moorschutz am Greifensee
Die Flachmoore rund um den Greifensee gehören zu den grössten verbleibenden Feuchtgebieten im Kanton Zürich. Die Greifensee-Stiftung hat im Auftrag der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich das Riediker-Rälliker-Ried am oberen Greifensee und unlängst das Gebiet Stocklen am unteren Greifensee renaturiert und setzt sich für die Renaturierung, Wiedervernässung und Vernetzung weiterer Feuchtgebiete ein. Denn wie Untersuchungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL ergeben haben, setzt der Klimawandel auch intakte Moore unter Druck.
Klimawandel – Prognosen für den Kanton Zürich und Auswirkungen auf unsere Moore
Für den Kanton Zürich rechnet Meteoschweiz bis 2070 mit einer Erhöhung der Jahresmitteltemperatur von 9°C auf 10 bis 12(eventuell sogar bis 14)°C. Gleichzeitig wird von einer Zunahme der Niederschlagsmengen von 10 bis 25 Prozent im Winter und 5 bis 20 Prozent im Frühling bei einer gleichzeitigen Abnahme von 5 bis 15 Prozent der Niederschlagsmengen im Sommer ausgegangen – es wird wärmer und die Sommer trockener. Ulrich Graf, Steffen Boch und Ariel Bergamini von der WSL trafen 2021 Abklärungen wie sich dies auf die Moore im Kanton Zürich auswirkt. Gemäss ihnen sollten die prognostizierten Klimaveränderungen bis 2070 für die Moore im Kanton Zürich verkraftbar sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Wasserzufluss der Moore weiträumig gesichert ist und hydrologische Pufferzonen eingerichtet werden. Auch muss die Drainage gestoppt und die Moorökosysteme miteinander vernetzt werden. Ansonsten drohen die Moore auszutrocknen.
Exkursion und Informationen am Silberweide-Fest zum Thema «Klima und Nachhaltigkeit»
Steffen Boch, einer der obengenannten Autoren, wird am Silberweide-Fest «Klima und Nachhaltigkeit» vom 23. und 24. September eine Exkursion in das Riediker-Rälliker-Ried zu den Auswirkungen des Klimawandel auf unsere Moore leiten.
Auch die Eawag wird mit einem Stand und vielen Informationen über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ökosystem Greifensee vor Ort sein. Und verschiedene lokale Projekte und Initiativen stellen sich vor, die einen nachhaltigeren Lebensstil zum Ziel haben.
Kommen Sie vorbei!
Mehr Infos und Quellen:
Graf U., Boch S., Bergamini A. 2021: Abklärungen zu Auswirkungen des Klimawandesl auf Moore im Kanton Zürich. WSL, Birmensdorf.
Erklärfilm von der Heinrich-Böll-Stiftung (10. Januar 2023): Das Moor erklärt: So schützen Moore unser Klima.
naturschutz.ch (21. August 2023): Wasserknappheit gefährdet Kulturlandschaften.