Auf Biberspurensuche am Greifensee
von Viviane Magistra
Am Greifensee leben einige Biberfamilien. Wie oft im Winter sind ihre Spuren im Moment wieder gut zu sehen. Wie viele Biber sind es, die diese Spuren hinterlassen? Wie viele leben im Kanton Zürich und wie entwickelt sich ihre Population? Diesen Fragen geht das Bibermonitoring auf den Grund, an dem sich auch Mitarbeitende der Greifensee-Stiftung beteiligen.
Biber sind scheue Tiere und leben grösstenteils im Verborgenen. Ihre Spuren hingegen sind umso auffälliger. Besonders im Winter, wenn sie sich wegen dem knapperen Nahrungsangebot, hauptsächlich von der Rinde von Bäumen und Büschen ernähren, sind in ihren Revieren viele Frassspuren zu finden. Diese Tatsache macht sich auch das Bibermonitoring zu Nutze, das jedes Jahr in den Wintermonaten im Kanton Zürich durchgeführt wird und momentan voll im Gange ist.
Bibermonitoring? Was ist das?
Jeweils von Dezember bis April wird untersucht, wie sich die Biber auf Kantonsgebiet ausbreiten, wie ihre Familien zusammengesetzt sind und wo wie viele Nager leben. Diese Bestandesaufnahme wird Bibermonitoring genannt und von der Biberfachstelle geleitet. Die dabei erhobenen Daten sind wichtig, um ein klares Bild der Biberpopulation und deren Veränderungen zu erhalten. Die Auswertung der gesammelten Informationen erfolgt jeweils im Verlauf des Jahres.
Grosse Unterstützung von Freiwilligen für Datenerhebung
Für die Durchführung des Monitorings ist die Biberfachstelle auf die Unterstützung von vielen Helferinnen und Helfern angewiesen. Jedes Jahr begeben sich rund 70 Freiwillige, darunter auch Mitarbeitende der Greifensee-Stiftung, auf Biberspurensuche entlang der Zürcher Gewässer. Jede Nagespur, alle endeckten Biberbauten und gefundenen Dämme werden aufgenommen und präzise auf Landkarten eingezeichnet. Anhand der Spuren kann festgestellt werden, ob es sich um ein Familienrevier handelt oder ob im Revier ein Einzeltier oder ein Paar leben. Da Biber häufig in schwer zugänglichen oder geschützten Bereichen aktiv sind, bekommen die Freiwilligen für die Zeit der Datenerhebung eine Spezialbewilligung, die es ihnen erlaubt, geschützte Gebiete auch abseits der Wege zu betreten.
Entwicklungen der letzten Jahre
Das Bibermonitoring ergab im Winter 2022-2023 eine geschätzte Population von 441 Bibern, verteilt auf 133 Reviere im ganzen Kanton. Im Vergleich zu den Ergebnissen von 2020 hat die Anzahl an einzelnen Bibern nicht merklich zugenommen. Im Norden des Kantons, entlang der Thur, dem Rhein und der Glatt, haben sich die Biber stark verbreitet – hier reiht sich fast ein Revier an das nächste. Im Süden des Kantons schreitet ihre Ausbreitung langsamer voran: Gerade im Gebiet rund um den Greifensee, entlang der Limmat und der Reuss gab es beim letzten Bibermonitoring noch mehr bislang unbesiedelte Lebensräume.
Besserer Schutz durch grösseres Verständnis
Biber spielen eine Schlüsselrolle in unserem Ökosystem, denn ihr Verhalten hat nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensräume, in denen sie sich bewegen: Sie gestalten mit ihren Bauten und Dämmen das Landschaftsbild, fördern die Artenvielfalt und verbessern die Wasserqualität. Gleichzeitig stellt ihr grosser Gestaltungsdrang bisweilen eine Herausforderung für verschiedene Anspruchsgruppen, wie zum Beispiel für die Landwirtschaft oder die Erholungsnutzung dar. Die erhobenen Daten und die Ergebnisse des Bibermonitorings bilden die Grundlage für ein gezieltes Bibermanagement und für die Ausarbeitung von Massnahmen, mit dem Ziel, dass Mensch und Biber auch in Zukunft von einer hohen Lebensraumqualität am Greifensee und an den anderen Zürcher Gewässern profitieren können.