Artenvielfalt fördern, Ried erhalten

von Sandra Julius

Riedflächen und Feuchtgebiete sind in der Schweiz selten geworden. Die Riede am oberen und unteren Greifensee gehören zu den grössten zusammenhängenden Riedgebieten im Kanton Zürich und stehen unter strengen Naturschutzauflagen. Sie sind Heimat vieler spezialisierter und äusserst selten gewordener Pflanzen und Tiere. Damit sie erhalten bleiben, benötigen sie regelmässige Pflege.

Früher waren weite Teile der Schweiz von Sümpfen, Mooren und Auen bedeckt. Feuchtgebiete sind äusserst artenreiche Lebensräume. Viele Vögel bauen ihre Nester im Schutz des sie umgebenden Wassers oder sumpfigen Bodens und der gleichzeitig dichten Vegetation. Unzählige Pflanzen haben sich an die spezifischen Gegebenheiten angepasst und wachsen nur an wechselfeuchten oder nassen Standorten.

Seit 1850 wurden die Feuchtgebiete der Schweiz auf 10 Prozent ihrer einstigen Ausdehnung reduziert. Ganze 90 Prozent wurden, hauptsächlich für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, trockengelegt. Für die Biodiversität ist dies ein verheerender Verlust. Viele bodenbrütenden Vögel und an Feuchtgebiete angepasste Pflanzen oder Insekten und Amphibien sind mittlerweile in der Schweiz ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.

Die Feuchtgebiete erstreckten sich früher über weite Flächen und befanden sich in einem dynamischen Wechsel zwischen Verlandung und Überschwemmung, an den sich die Flora und Fauna erfolgreich anpasste. In unserer heutigen, statischeren Landschaft, in der Riedwiesen und Moore nur noch sehr kleinflächig, vereinzelt und zerstückelt vorkommen, ist ein solcher, dynamischer Ausgleich nicht mehr möglich. Um einer zu starken Verlandung der Riedflächen entgegenzuwirken und diesen spezifischen, für viele bedrohte Arten wichtigen, Lebensraum zu erhalten, pflegen und bewirtschaften die Landwirte rund um den Greifensee die Flächen regelmässig. Ohne den regelmässigen Schnitt würden die Riedwiesen innerhalb weniger Jahre verbuschen und verwalden. Wichtig zu wissen ist zudem: Gerade Riedwiesen, Flachmoore, oder Streuwiesen sind durch eine Nutzung des Menschen überhaupt erst entstanden: Bauern begannen über die Jahrhunderte hinweg Feuchtwiesen extensiv zu nutzen: Sie schnitten die Schilfhalme und Gräser, um diese als Streu zu verwenden, ohne die Flächen aber zu entwässern. Damit wirkten sie schon damals einer zu starken Verbuschung entgegen.

Schnitttermine
Damit der Schnitt zu möglichst wenig Störungen führt, darf er erst nach der Brut- und Blütezeit stattfinden. Der Hauptschnitttermin beginnt ab dem 1. September. Einzelne Flächen mit sehr spät blühenden Pflanzenarten, wie zum Beispiel dem Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), dürfen erst ab dem 1. Oktober gemäht werden. In bestimmten Fällen kann es aber auch notwendig sein, Flächen bereits früher im Jahr zu mähen.

Foto: Sibirische Schwertlilien in der Naturstation Silberweide

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